Für pflegebedürftige Menschen, die sich in den eigenen vier Wänden versorgen lassen möchten, wird es immer schwieriger, einen ambulanten Pflegedienst zu finden. Die Zahlen sind erschreckend. Allein die ambulanten Pflegedienste der Freien Wohlfahrtspflege in NRW müssen Monat für Monat etwa 9000 Anfragen negativ bescheiden.
Bei den privaten Anbietern ambulanter Pflegedienste sieht es ähnlich aus. Jeder zweite Pflegedienst muss Menschen mit einem zuerkannten Pflegegrad abweisen.
Der Grund ist bei den Diensten der freien Wohlfahrtspflege und der privaten Anbieter der gleiche: es fehlt an geeigneten Pflegekräften. Im Jahr 2018 fehlten rund 10.000 Pflegerinnen und Pfleger. Auf die Altenpflege entfallen davon die Hälfte. Da nicht alle Pflegekräfte in Vollzeit arbeiten, besteht aktuell ein Bedarf von 14.000 examinierten Pflegekräften. Diese Zahlen stammen aus dem Landesbericht zu den Gesundheitsberufen. Neu geschaffene Stellen reichen also nicht, um den Pflegemangel zu beheben. Es fehlen geeignete Bewerber für die Stellen. Neue Stellen für Altenpflegekräfte bleiben durchschnittlich ein halbes Jahr unbesetzt.
Aktuell gibt es allein in NRW mehr als 750.000 pflegebedürftige Menschen. Davon werden mehr als 400.000 von Angehörigen betreut und gepflegt. Ambulante Pflegedienste versorgen ca 180.000 Pflegebedürftige. Etwa 170.000 Menschen mit einem Pflegegrad leben in einem Pflegeheim.
Diese Zahlen werden in den nächsten Jahren steigen. So wird damit gerechnet, dass im Jahr 2035 die Zahl der pflegebedüftigen Menschen in NRW bei 900.000 liegt.
Pflege Sofortprogramm
Die Bundesregierung hat bereits ein Pflege-Sofortprogramm entworfen und will kurzfirstig 13.000 neue Pflege-Stellen schaffen. Andere Parteien fordern, weitere 25.000 Stellen zusätzlich zu schaffen. Das Problem ist aber auch hier der Mangel an Bewerbern. Gegenwärtig werden in NRW knapp 19.000 Pflegefachkräfte für die Altenpflege ausgebildt, wovon 75 Prozent weiblich sind. Um den Bewerbermangel zu schließen wären 14.000 Schulabsolventen erforderlich, und zwar nicht nach und nach.
Ausländische Fachkräfte
Viele Kliniken setzen auf ausländische Fachkräfte. Allerdings hat das Land die Schulkostenpauschale von 280 auf 380 Euro erhöht; so werden verstärkt Anreize für die Ausbildung in Deutschland gesetzt.
Im Jahr 2020 wird die Ausbildung von Krankenpflege und Altenpflege zusammengefasst. Das bedeutet, dass es nur noch eine einheitliche Ausbildung zur Pflegefachkraft und nicht mehr zur Altenpflegerin und Krankenpflegerin bzw. Altenpfleger und Krankenpfleger gibt. Dies könnte zu weiteren Engpässen und einem Verlust an Ausbildungsplätzen führen, weil die höheren Anforderung Betriebe und Pflegeschulen überfordern könnte.
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